Hauptsache mobil
Ob Fahrrad, Mofa, Moped oder Auto – der wachsende Wohlstand ließ in den Siebzigern Verkaufszahlen von Fahrzeugen steigen. Er ermöglichte Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mehr Mobilität. Fahrzeuge standen für Unabhängigkeit, Individualität und Entdeckerfreude, aber auch für Konkurrenz: „Wer ist schneller?“ hieß es bei Wettrennen. Um mithalten zu können, wurde frisiert und getunt, was das Zeug hielt. Anders als heute konnte an motorisierten Fahrzeugen noch viel selbst gemacht werden.
1973 sorgte die Ölkrise dafür, dass die Benzinpreise stark stiegen. Um Kraftstoff zu sparen, gab es autofreie Sonntage und zeitlich begrenzte Tempolimits. Vielen wurde klar: So geht es eigentlich nicht weiter mit dem motorisierten Verkehr. Doch problematisch war nicht nur der hohe Verbrauch von Benzin und Diesel. Auch die Zahl von Unfällen und Verkehrstoten war erschreckend hoch. Dagegen sollten neue gesetzliche Regelungen und immer mehr Technik in Fahrzeugen helfen.
Unsere Highlights
Abenteuer für die Kleinsten
Seit Anfang der 1970er-Jahre entwickelten sich Bonanzaräder zu Verkaufshits. Bald gab es sie in verschiedenen Größen für unterschiedliche Altersgruppen. Das Rad der Firma Kalkhoff ist für kleine Kinder gedacht. Typisch sind der Hirschlenker, der Bananensattel und die imitierte Federung. Es fehlt aber die charakteristische Schaltung, die für die Altersgruppe noch zu kompliziert war.
Das Rad hat noch die originalen Räder. Es wurde Mitte der 1970er-Jahre in Hagen gekauft. Zwei Brüder sind damit gefahren.
Nachgebauter Traum
1999 stieß Christoph Dieckmann auf Originalteile aus der Produktion der Firma Kynast in Quakenbrück. Sie baute in Siebzigern für Neckermann die berühmten Bonanzaräder. Mit den alten Teilen und neuen Rahmen entstanden nach originalen Vorbildern neue „Bonanzaräder“ – begehrte Sammlerstücke.
Der heutige Besitzer kaufte so ein Rad, weil in seiner Jugend das Geld nur für ein Quelle-Klapprad gereicht hatte.
Mobil mit 1,5 PS
Für Uwe Stederoth bedeutete das Mofa ein Stück Freiheit. Nachdem ihm sein Vater 1977 die Hercules M 5 für 1 300 Mark inklusive Versicherung und Versicherungsschild gekauft hatte, konnte er sich gemeinsam mit seinen Freunden aufmachen. Zuvor musste er von seinem abgelegenen Wohnort oft trampen.
Für Mofas brauchten die Fahrer:innen keinen Führerschein, sie mussten nur 15 Jahre alt sein und das Fahrzeug versichern. Mit etwas Geschick ließen sich Mofas „frisieren“ und waren schneller als die vorgeschriebenen 25 km/h.
Unsere Highlights
Abenteuer für die Kleinsten
Das steckt hinter der Abkürzung RS, die zum Namen der Kreidler Florett gehört. In der Werbung setzte Kreidler stark auf das Rennsport-Image. Zwischen 1967 und 1981 wurde das Kleinkraftrad über 125 000 Mal verkauft.
Die Maschine lud geradezu zum „Tunen“ ein. Kreidler bot einen „Rennsatz“ an. Damit ließ sich die Höchstgeschwindigkeit auf bis zu 120 Stundenkilometer steigern. Es gab baugleiche Mokicks von Kreidler, die eigentlich nur 40 Stundenkilometer fahren durften, aber mit den Bauteilen der Florett RS schneller gemacht wurden.
Lebensretter oder Fessel
Heute selbstverständlich, in den Siebzigern ein heißes Thema: das Anlegen des Sicherheitsgurts. 1970 waren die Unfallzahlen hoch und Gurte eine teure Zusatzausstattung für das Auto. Das „Band zur Sicherheit“ wurde vielfach nicht grundsätzlich abgelehnt, aber die Anschnallpflicht war äußerst umstritten. Die Gegner nutzten einige wenige Todesfälle mit Gurt, um gegen das Anschnallen zu kämpfen.
1974 startete die Bundesregierung für 13,3, Millionen DM eine große Kampagne für das Anschnallen. Sie warb mit Slogans wie „Klick – Erst gurten, dann starten“ für das Anlegen des Gurts und setzte auf Freiwilligkeit.
Teurer Spaß
700 DM
Das war so viel wie für ein Motorrad mit 350 cm³ Hubraum. Die Kleinkrafträder mit rund 50 cm³ Hubraum waren zwar zulassungs- und steuerfrei. Aber eine Haftpflichtversicherung war vorgeschrieben.
Und die Kosten dafür stiegen wegen der hohen Unfallzahlen immer höher.
Zum Vergleich: Eine Kreidler Florett RS kostete Ende der 1970er-Jahre etwa 3 500 DM.
Neugierig geworden?
Hier geht es zu den anderen Themen!