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Druckerei

Druckerei

Gedruckte Stereotype

Menge und Bandbreite der Druckerzeugnisse mit Bezug zu den Kolonien waren enorm: Es gab amtliche Berichte, Zeitungen mit Wirtschaftsmeldungen und Abhandlungen zu den Kolonien. Außerdem erschienen Reiseberichte und Artikel in populären Zeitschriften sowie Kinder- und Jugendbücher. Diese weit gefächerte Literatur bot auch Druckereien in Westfalen ein lukratives Arbeitsgebiet.

Ein weiteres attraktives Geschäftsfeld waren Verpackungs- und Werbematerialien für Waren aus den Kolonien. Sie vermittelten besonders wirksam (Zerr-)Bilder kolonialer Verhältnisse. Aufgrund der Nähe zur ostwestfälischen Tabakindustrie entwickelte sich etwa die Detmolder Druckerei Gebrüder Klingenberg zu einem wichtigen Produzenten solcher Papiere für Tabakwaren.

Gedruckte Texte und Bilder aus der Lektüre der zahlreichen Berichte und Bücher über die Kolonien prägten in Deutschland die Vorstellungen von den Menschen, die dort lebten sowie ihren Lebens- und Arbeitsumständen. Sie trugen zur Entwicklung und Verbreitung rassistischer Einstellungen bei.

Deckelbild und Etikett für Zigarrenkisten, die die Firma Gebrüder Klingenberg für die Marke „La Ravanesa“ druckte. Häufig verwendeten Tabakfirmen Darstellungen, die Menschen aus kolonialisierten Gebieten klischeehaft abbildeten.

Hintergrundwissen

In den Kolonien entstanden ebenfalls Druckereien. Insbesondere Missionare bildeten Einheimische zu Druckern und Buchbindern aus, teilweise in eigens errichteten Handwerksschulen. Diese Druckereien hatten zwei Zielsetzungen. Sie waren ein Ort, an dem die Missionare ihr Ziel, die einheimische Bevölkerung zur Arbeit in europäischen Berufen zu „erziehen“ konkret umsetzten. Zugleich trugen sie zum Einkommen der Stationen bei. Die von den Steyler Missionaren ausgebildeten Drucker in Togo vervielfältigten beispielsweise das „Amtsblatt“ für die Kolonialverwaltung.

Achatschleife

Propaganda für die Mission

Über Bücher verbreiteten sich Einstellungen zum Kolonialismus. Hier geht es um das Wirken katholischer Missionen und ihren Anspruch, die Bewohner:innen der Kolonien zum Christentum zu bekehren. Das Werk stammt von dem Begründer der Missionswissenschaft Josef Schmidlin (1876 – 1944). Er war zugleich Professor in Münster. Das Buch stellt katholische Missionsstationen in allen deutschen Kolonien vor. Die vielen Abbildungen vermitteln optische Eindrücke, die im Sinne der Missionen geprägt waren.

Auch über den Druck- und Verlagsort gibt es eine Verbindung nach Westfalen: Das Werk erschien in Münster in der Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung.

J. Schmidlin: Die katholischen Missionen in den deutschen Schutzgebieten. Münster, 1913

Und heute?

Die Bilder aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert mit kolonialen Motiven prägen uns noch immer. Im Rahmen dieses Projekts haben wir darüber nachgedacht, wie wir mit diesen Bildern umgehen. Wenn kolonialistisch und rassistisch geprägte Darstellungen heute reproduziert werden: Klärt das auf oder tragen wir auf diese Weise nur dazu bei, die damit verbundenen Stereotypen weiter zu vermitteln? Unser Ansatz: Wir ordnen die Bilder ein, benennen die Perspektive, aus der heraus sie entstanden sind und reproduzieren sie so sensibel wie möglich.

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