Goldschmiede
Diamantengier
Diamanten waren der wertvollste Rohstoff aus deutschen Kolonien. Was zunächst nur wie grobkörniger Sand in der Wüste Namib im heutigen Namibia aussah, entpuppte sich als Lagerstätte der begehrten Steine. Der afrikanische Bahnarbeiter Zacharias Lewala (Lebensdaten unbekannt) machte 1908 den ersten Fund. Davon profitierte aber nur sein Arbeitgeber, August Stauch (1878 – 1947), der mit dem Abbau von Diamanten ein Vermögen erwarb.
Der Fund löste ein regelrechtes Diamantenfieber aus, 1908 erklärte die deutsche Regierung das Fundgebiet zur Sperrzone, um den Abbau zu kontrollieren. Zunächst war es möglich, die Steine einfach aufzulesen, später wurden Grabungen von mehreren Metern Tiefe vorgenommen. Da die im Minengebiet zuvor ansässigen Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 ermordet worden waren, wurden Bevölkerungsgruppen aus weiter entfernt liegenden Regionen zwangsweise zur Arbeit in den Minen herangezogen. Die besonders harten Arbeitsbedingungen sowie die ungenügende Verpflegung und Unterbringung führten zu sehr hohen Todesraten. Mit Formen des passiven Widerstands wehrten sich die Arbeiter. So kehrten sie nach Heimataufenthalten nicht freiwillig in die Minen zurück.
Reklame für die Anhängerschaft der Kolonialbewegung in der Deutschen Kolonialzeitung: Bereits 1910 warb das Pforzheimer Unternehmen F. Todt damit, auch „deutsch-südwestafrik. Brillanten“ zu Schmuck zu verarbeiten.
Hintergrundwissen
Anders als andere Rohstoffe galten Diamanten in Deutschland nicht als sinnvolles Gebrauchsgut – im Gegenteil: Konservative Kreise verwiesen auf die Gefahr, die darin lag, wenn Kapital in teuren, aber unproduktiven Investitionen wie nicht renditeträchtigem Schmuck angelegt wurde. Zwischen 1908 und 1914 kamen zwar etwa 20 bis 25 Prozent der Weltdiamantenproduktion aus „Deutsch-Südwestafrika“, davon wurden aber nur vier Prozent im Deutschen Reich weiterverarbeitet und mutmaßlich noch weniger verkauft. Über hohe Zölle und Abgaben trugen Diamanten gleichwohl zur positiven deutschen Handelsbilanz bei.
Bis heute zählt Namibia zu den bedeutendsten Diamantproduzenten weltweit. Der Abbau erfolgt gegenwärtig unter dem Meeresspiegel.
Diamanten aus Namibia
Die drei Rohdiamanten sind typisch für Diamanten aus Namibia: Sie sind relativ klein, aber von hoher Qualität. Sie haben besonders wenige Einschlüsse und zählen deshalb auch heute noch zu den reinsten und teuersten der Welt.
Die Funde aus der Wüste Namib im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ stießen im Deutschen Reich auf großes Interesse. Wissenschaftliche Einrichtungen beschäftigten sich mit ihnen und bestimmten ihr Potenzial. Diese Steine stammen aus einer Mineralienhandlung, dessen Besitzer vor der Gründung seines Betriebs in der entsprechenden Forschung gearbeitet hat.
Drei Glasröhrchen mit Rohdiamanten
Mineralienhandlung Maucher, München; 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Pinneberg Museum
Und heute?
Gegenwärtig finanziert der Abbau und Verkauf von „Blutdiamanten“ gewalttätige Konflikte. Doch es gibt Alternativen: Faire Diamanten kommen unter kontrollierten Arbeitsbedingungen in den Handel. Es ist allerdings sehr wichtig, dass Diamant und entsprechendes Zertifikat eindeutig verbunden bleiben. Denn anders als Farbedelsteine entstehen Diamanten in sehr großen Erdtiefen. Deshalb haben sie keine fundorttypischen Einschlüsse und können keinem konkreten Fundort zugeordnet werden. Ohne Zertifikat lassen sich die Herkunft und damit die Abbaubedingungen also nicht mehr belegen.
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