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Kaffeerösterei

Kaffeerösterei

Kaffee aus Usambara

Kaffee entwickelte sich seit dem 17. Jahrhundert in Europa allmählich zu einem der wichtigsten Genussmittel. Der Ursprung der Pflanze liegt im Hochland Äthiopiens und dem heutigen Südsudan. Europäische Händler brachten sie in andere tropische und subtropische Kolonialgebiete. Auf den dort gegründeten Plantagen sollte Kaffee zu möglichst niedrigen Kosten produziert werden.

Deutsche Investoren erhofften sich im Usambaragebirge in Tansania, erfolgreich Kaffeeplantagen betreiben zu können. Dies erwies sich aufgrund der Bodenbeschaffenheit und des Klimas als massive Fehleinschätzung.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts schwankte der Kaffeepreis extrem, Ernteausfälle und die ständige Anlage neuer Anbauflächen in den verschiedenen Regionen der Welt waren Ursachen. So reichte 1898 der Verkaufspreis selbst in guten Anbaugebieten wie Java kaum für die Ernte- und Verwaltungskosten. Weltmarktpreise, die zu niedrig sind und kaum die Anbaukosten decken, sowie ausbeuterische Löhne bestimmen bis heute den Kaffeeanbau.

Schulwandtafel einer Kaffeepflanze: Unterrichtsthemen waren die Pflanze und ihre Herkunft. Wie sich niedriger Kaffeepreise auf die Lebensbedingungen der Menschen in den Anbaugebieten auswirken, wurde lange Zeit nicht besprochen.

Hintergrundwissen

Deutsche Befürworter des Kolonialismus propagierten immer wieder die Anlage von Kaffeeplantagen im Usambaragebirge (Tansania) und im Bukabagebiet (Tansania). Ein wichtiges Argument für sie war die große Zahl an billigen und vermeintlich willigen Arbeitskräften. Die Anlage von Kaffeeplantagen war sehr kostenintensiv. Land musste beschafft, Urwald gerodet, Kaffeepflanzen herangezogen und gepflegt werden. Diese brachten frühestens nach drei bis vier Jahren erste Erträge. Dazu kamen die Kosten für das Wohnhaus des Verwalters und die Kaffeeaufbereitungsanlagen sowie für die vielen benötigten Arbeitskräfte der Arbeitslohn. Auf der Plantage des Usambara-Kaffeebaugesellschaft waren z. B. 1898 neben der Plantagenleitung, drei Hilfspflanzern, vier javanesischen Aufsehern sowie Tagelöhnern in wechselnder Zahl 120 bis 490 Männer, 30 bis 150 Frauen und zwei bis 15 Kinder aus der afrikanischen Bevölkerung tätig.

Achatschleife

Werbung prägt

Machwitz Kaffee verwendet seit seiner Gründung 1883 das überzeichnete Bild dreier Schwarzer Menschen. Um Weltläufigkeit zu zeigen, nutzte Werbung damals vor allem für Kolonialwaren wie Kaffee Motive des „Fremden“ und „Exotischen“. Diese Darstellungen waren häufig Zerrbilder und Stereotypen, die nachhaltig die Vorstellung der Kundschaft prägten. Kaffeewerbung zeigt vermeintlich glückliche und zufrieden lächelnde Arbeiter und Arbeiterinnen. Die Bilder hatten und haben mit den Arbeits- und Produktionswirklichkeit in der Regel wenig gemein. Heute stellt sich die Frage, wie umgehen mit den rassistisch geprägten traditionellen Bildmarken? Machwitz Kaffee hat 2023 sein Logo nur leicht veränderten. Andere Markenproduzenten trennten sich ganz von ihren rassistisch geprägten stereotypen Werbefiguren.

Kaffeedose für „Machwitz Kaffee Extraklasse“
Hersteller unbekannt; 20. Jahrhundert
LWL-Freilichtmuseum Hagen, Inv.-Nr. 1991-0098

Und heute?

Sieben Kilogramm Kaffee verbraucht jeder Mensch in Deutschland pro Jahr, Tendenz steigend. Er ist weltweit das zweitwichtigste Handelsprodukt. Die Gewinne machen dabei die westlichen Großröstereien, die kaffeeproduzierenden Kleinbauern und Plantagenarbeiter:innen gehen nahezu leer aus. Gleichzeitig kämpfen die Produzenten mit immer schwierigeren Anbaubedingungen durch den Klimawandel. Steigende Temperaturen und ausbleibende Niederschläge führen dazu, dass viele Anbauflächen bald nicht mehr nutzbar sind. Die Plantagen werden in immer neue, höher gelegene Regionen verlegt, was eine weitere Abholzung von Urwäldern zur Folge hat. Einige Länder Afrikas und Südamerikas investieren in die Forschung, um neue wiederstandfähigere Sorten zu züchten.

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Wie die Kaffeerösterei Bommers, deren Einrichtung im Museum zu sehen ist, entwickelten sich viele Kaffeeröstereien aus Kolonialwarenläden. Es war üblich, dass Kolonial- und Lebensmittelhändler nicht nur den Rohkaffee anboten, sondern diesen frisch geröstet verkauften.

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