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Ölmühle

Ölmühle

Sammelprodukt

Pflanzenöl wurde als Rohstoff für Seifen, Kerzen, Schmiermittel für Industriemaschinen sowie für Margarine benötigt. Europa konnte und kann seinen Rohstoffbedarf an Fetten nicht selbst decken. Palmöl zählte daher zu den wichtigsten kolonialen Produkten auf dem europäischen Markt.

Palmöl und Palmölkerne waren während der gesamten Kolonialzeit das Hauptimportgut aus Westafrika. Etwa 80 Prozent gingen nach Hamburg, das zu einem Zentrum der Ölherstellung wurde. 1913 waren es über 250 000 Tonnen im Wert von 104,5 Millionen Mark.

Ölpalmen wuchsen ursprünglich nur in der tropischen Vegetationszone in West- und Zentralafrika. Die afrikanischen Bauern verkauften das Palmöl als Sammelprodukt. Die Ernten waren stark witterungsabhängig. Lange schwere Dürren, wie sie etwa in Togo häufiger vorkamen, schädigten die Ölpalmen und führten zu Hungersnöten. Denn Palmöl war nicht nur ein Handelsgut, sondern von jeher ein Grundnahrungsmittel in West- und Zentralafrika.

Von den günstigen Pflanzenölen aus den Kolonien profitieren nur die industriellen Ölmühlen. Traditionelle Ölmühlen wie unsere verarbeiteten keine Palmölkerne, denn sie hätten hierfür andere Maschinen anschaffen müssen.

Der Name Palmolive setzt sich aus den beiden verwendeten Ölen zusammen: Palmöl und Olivenöl. Die als Sunlight Seifenfabrik AG in Mannheim gegründete Firma verkaufte ihr Produkt aus Kokos- und Palmöl seit 1903 unter dem Namen Sunlicht.

Hintergrundwissen

In Westafrika spielte die Plantagenwirtschaft beim Anbau des Palmöls kaum eine Rolle. Die europäischen Handelshäuser kauften das Öl und die Palmkerne so billig ein, dass sich die Anlage von Plantagen, selbst beim Einsatz von Maschinen, nicht lohnte. Steigende Weltmarktpreise wurden nicht an die afrikanischen Bauern weitergegeben. Vielmehr machte sich die Kolonialadministration in Togo Sorgen, ob die Bauern noch zur Palmkerngewinnung bereit wären, wenn sie viel Geld mit dem neu aufkommenden Anbau von Mais erzielen würden. Den Export wollte sie durch den Ausbau von Verkehrswegen wie der Inlandbahn nach Palime (1907 eröffnet) steigern. So wollten sie mehr Exportzölle einnehmen und den Profit der europäischen Handelsfirmen erhöhen. Das Wohl der Bevölkerung spielte bei all diesen Überlegungen keine Rolle.

Achatschleife

Margarinewerbung

Margarine war ein neuartiges Produkt, das mit massiven Kampagnen – bis ins Kinderzimmer hinein von den Herstellern beworben wurde. Sammelbilder und Werbekinderzeitschriften sollten den Verkauf steigern und ihr Image aufwerten. Das Heft „Der kleine Coco“ gab es seit 1909 kostenlos beim Kauf der aus Kokosfett hergestellten Margarine Cocosa dazu. „Coco“, ein fiktiver 15-jähriger Austauschschüler aus Usambara (Tansania), war angeblich Teil der Redaktion und schrieb Reiseberichte. Die Erzählungen vermitteln eine vermeintliche Überlegenheit der „Weißen Kultur“. Auf diese Weise prägte das Heft die Vorstellung von Millionen von Kindern über andere Kulturen.

Die Rama-Post vom kleinen Coco. Berlin 1926
LWL-Freilichtmuseum Hagen

Und heute?

Ob in Kosmetik, Waschmittel und Lebensmitteln – heutzutage steckt in zahlreichen Produkten Palmöl. Die Pflanze ist besonders ertragreich und das Öl billig. Der steigende Bedarf der Industrie führte dazu, dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch im pazifischen Raum, wie Indonesien und Malaysia, Palmölplantagen angelegt wurden. Aufgrund der klimatischen Bedingungen wachsen die dort nicht heimischen Pflanzen sehr gut. Für ihren Anbau in Plantagen wurden und werden weite Flächen des Regenwaldes abgeholzt, Menschen von ihrem Land vertrieben und für ihre Arbeit auf den großen Monokulturen mangelhaft entlohnt. Beide Staaten sind derzeit die wichtigsten Anbaugebiete. Palmöl aus Afrika spielt dagegen kaum noch eine Rolle. Mit 1,7 Prozent lag Nigeria 2020 auf Platz fünf der palmölexportierenden Länder.

Mehr ...

Die Margarineindustrie verarbeitete unter anderem Kokosfett und Palmöl für ihre Produkte. Produktmarken wie Sanella, Blauband und Rama entstanden. Die Firma Jurgens aus Goch schloss sich 1929 mit van den Bergh aus Kleve zur „Margarine-Verkaufs-Union“ zusammen, aus der später der Konzern Unilever entstand.

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